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9.10. Datensicherung

Das Erstellen von Sicherheitskopien ist eine der Hauptaufgaben eines Administrators, aber es ist ein kompliziertes Thema mit mächtigen Werkzeugen, die häufig schwierig zu bedienen sind.
Es gibt viele Programme, wie zum Beispiel amanda, bacula oder BackupPC. Das sind Client/Server-Systeme mit vielen Optionen, deren Konfiguration ziemlich schwierig ist. Einige davon bieten benutzerfreundliche Webschnittstellen, um das zu vereinfachen. Debian enthält dutzende weitere Backup-Pakete, die alle möglichen Anwendungsfälle abdecken, wie man leicht mit dem Befehl apt-cache search backup feststellen kann.
Anstatt einige von ihnen im Einzelnen zu erklären, werden in diesem Abschnitt die Überlegungen der Administratoren von Falcot Corp. bei der Festlegung ihrer Backup-Strategie vorgestellt.
Bei Falcot Corp. haben Datensicherungen zwei Ziele: versehentlich gelöschte Dateien wiederherzustellen und schnell jeden Rechner (Server oder Arbeitsplatzrechner) wiederherzustellen, dessen Festplatte versagt hat.

9.10.1. Datensicherung mit rsync

Da Bandsicherungen als zu langsam und teuer erachtet wurden, werden die Daten auf den Festplatten eines speziell hierfür bestimmten Servers gesichert, auf dem die Verwendung eines Software-RAIDs (siehe Abschnitt 12.1.1, „Software-RAID“) die Daten vor einem Festplattenausfall schützt. Arbeitsplatzrechner werden nicht individuell gesichert, sondern Benutzer darüber informiert, dass ihr persönliches Konto auf dem Dateiserver ihrer Abteilung gesichert wird. Der Befehl rsync (aus dem gleichnamigen Paket) wird täglich zur Sicherung dieser verschiedenen Server benutzt.
Der verfügbare Festplattenspeicherplatz lässt die Durchführung einer vollständigen täglichen Datensicherung nicht zu. Daher geht dem Befehl rsync eine Duplizierung des Inhalts der vorherigen Datensicherung mittels fester Verknüpfungen voraus, die den Verbrauch von zu viel Festplattenspeicherplatz verhindert. Der rsync-Prozess ersetzt dann nur die Dateien, die seit der vorherigen Datensicherung verändert wurden. Auf diese Weise kann eine große Anzahl von Datensicherungen auf relativ kleinem Raum untergebracht werden. Da alle Datensicherungen unmittelbar verfügbar und zugänglich sind (zum Beispiel in verschiedenen Verzeichnissen eines bestimmten Netzlaufwerks), können Sie schnell Vergleiche zwischen zwei bestimmten Zeitpunkten anstellen.
Dieser Datensicherungsvorgang kann mit dem Programm dirvish leicht umgesetzt werden. Es verwendet einen Sicherungsspeicherplatz („bank“ in seiner Sprache), in den er mit Zeitstempeln versehene Kopien eines Satzes von Sicherungsdateien ablegt (diese Sätze werden in der dirvish-Dokumentation „vaults“ genannt).
Die Hauptkonfiguration befindet sich in der Datei /etc/dirvish/master.conf. Sie legt den Ort des Speicherplatzes für die Dateisicherung fest, die Liste der zu verwaltenden „vaults“ und Standardwerte für den Verfallstermin der Dateisicherungen. Der Rest der Konfiguration befindet sich in den Dateien bank/vault/dirvish/default.conf und enthält die spezifische Konfiguration des jeweiligen Dateisatzes.

Beispiel 9.3. Die Datei /etc/dirvish/master.conf

bank:
    /backup
exclude:
    lost+found/
    core
    *~
Runall:
    root    22:00
expire-default: +15 days
expire-rule:
#   MIN HR    DOM MON       DOW  STRFTIME_FMT
    *   *     *   *         1    +3 months
    *   *     1-7 *         1    +1 year
    *   *     1-7 1,4,7,10  1
Die bank-Einstellung bezeichnet das Verzeichnis, in dem die Dateisicherungen gespeichert werden. Die exclude-Einstellung ermöglicht es, Dateien oder Dateitypen von der Sicherung auszuschließen. Das Runall ist eine Liste von Dateisätzen, die mit einem Zeitstempel für jeden Satz gesichert werden sollen, wodurch es möglich ist, der Kopie das korrekte Datum zuzuordnen für den Fall, dass die Dateisicherung nicht genau zu der vorgesehenen Zeit ausgelöst wird. Sie müssen eine Zeit kurz vor dem tatsächlichen Ausführungszeitpunkt angeben (was in Debian standardmäßig 22:04 h ist in Übereinstimmung mit /etc/cron.d/dirvish). Schließlich bestimmen die Einstellungen expire-default und expire-rule die Verfallsregeln für Dateisicherungen. Das obenstehende Beispiel behält Dateisicherungen unbefristet, die am ersten Sonntag jeden Quartals erstellt worden sind, löscht diejenigen vom ersten Sonntag jeden Monats nach einem Jahr und die von den übrigen Sonntagen nach drei Monaten. Sonstige tägliche Dateisicherungen werden 15 Tage lang aufbewahrt. Die Reihenfolge der Regeln ist wichtig. Dirvish verwendet die letzte passende Regel oder die expire-default-Regel, falls keine andere expire-rule passt.

Beispiel 9.4. Die Datei /backup/root/dirvish/default.conf

client: rivendell.falcot.com
tree: /
xdev: 1
index: gzip
image-default: %Y%m%d
exclude:
    /var/cache/apt/archives/*.deb
    /var/cache/man/**
    /tmp/**
    /var/tmp/**
    *.bak
Das oben stehende Beispiel legt den Satz der zu sichernden Dateien fest: dies sind Dateien auf dem Rechner rivendell.falcot.com (für eine lokale Dateisicherung legen Sie einfach den Namen des örtlichen Rechners fest, wie er von hostname angezeigt wird), genauer gesagt, diejenigen im Wurzelverzeichnis (tree: /) außer denen, die unter exclude aufgelistet sind. Die Dateisicherung ist auf den Inhalt eines Dateisystems (xdev: 1) beschränkt. Sie schließt Dateien von anderen Einhängepunkten nicht ein. Ein Index der gesicherten Dateien wird erzeugt (index: gzip), und das Abbild wird nach Maßgabe des aktuellen Datums benannt (image-default: %Y%m%d).
Es gibt zahlreiche Optionen, die alle auf der Handbuchseite dirvish.conf(5) dokumentiert sind. Sobald die Konfigurationsdateien erstellt sind, müssen Sie jeden Dateisatz mit dem Befehl dirvish --vault vault --init initialisieren. Von da an erstellt der tägliche Aufruf von dirvish-runall selbsttätig eine neue Sicherungskopie, nachdem die verfallenen gelöscht worden sind.

9.10.2. Rechner ohne Sicherheitskopien wiederherstellen

Desktop-Computer die nicht gesichert werden, können sehr einfach neuinstalliert werden mit Hilfe einer mit Simple-CDD vorbereiteten, angepassten DVD-ROM (siehe Abschnitt 12.3.3, „Simple-CDD: die Komplettlösung“). Da dies eine Neuinstallation ist, gehen alle Anpassungen verloren, die eventuell nach der Erstinstallation vorgenommen worden waren. Das macht aber nichts, weil die Systeme alle mit einem zentralen LDAP-Verzeichnis für Benutzerkonten verknüpft sind und die meisten Desktop-Anwendungen sind dank dconf vorkonfiguriert (siehe Abschnitt 13.3.1, „GNOME“ für mehr Information dazu).
Die Falcot Corp. Administratoren sind sich der Grenzen ihrer Dateisicherungsstrategie bewusst. Da sie weder den Dateisicherungsserver noch ein Band in einem feuersicheren Tresor schützen können, haben sie ihn in einem getrennten Raum aufgestellt, so dass ein Unglück, wie ein Feuer im Serverraum, nicht die Dateisicherungen zusammen mit allem anderen zerstören würde. Darüber hinaus führen sie wöchentlich eine inkrementelle Dateisicherung auf CD-ROM durch - nur Dateien, die seit der letzten Dateisicherung verändert wurden, sind hierin einbezogen.