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13.7. Gemeinschaftliche Arbeit

13.7.1. In Gruppen arbeiten: groupware

Groupware-Tools neigen dazu relativ komplex zu administrieren sein, weil sie vielfältige Werkzeuge zusammenfassen und sie Anforderungen erfüllen, die im Kontext einer integrierten Dsitribution nicht immer leicht zu erfüllen sind. Daher gibt es eine lange Liste von Groupware, die bereits einmal in Debian verfügbar waren und wegen fehlender Weiterentwicklung oder Unverträglichkeit mit anderen (neueren) Programmen wieder fallen gelassen wurden. Das war der Fall bei PHPGroupwre, eGroupware und Kolab.
Aber es ist nicht alles verloren. Zahlreiche Leistungsmerkmale, die traditionell von „Groupware“-Programmen bereitgestellt wurden, sind in zunehmendem Maße in „Standard“-Programmen enthalten. Dies verringert die Notwendigkeit besonders spezialisierter Groupware-Programme. Andererseits macht dies normalerweise einen besonderen Server erforderlich. Ein gutes Beispiel eines derartigen Servers ist Kolab, der sich in KDE einbinden kann (Kontact, Kmail und so weiter), in die Horde-Webmail, in Thunderbird (über eine Erweiterung) und sogar in Microsoft Outlook. Und noch interessanter, mit Citadel (im Paket citadel-suite) und Sogo (im Paket sogo) sind weitere Alternativen in Debian Wheezy verfügbar.

13.7.2. Sofortnachrichten-Systeme

Wenn ein internes Sofortnachrichten-System für ein Unternehmen eingerichtet werden soll, ist Jabber die nächstliegende Wahl: sein Protokoll ist offener Standard (XMPP), und es gibt keinen Mangel an Leistungsmerkmalen. Die Nachrichten können verschlüsselt werden, was ein wirklicher Vorteil sein kann, und zwischen einem Jabber-Server und anderen Sofortnachrichtennetzen, wie ICQ, GAIM, Yahoo, MSN und so weiter, können Übergänge eingerichtet werden.

13.7.2.1. Den Server konfigurieren

Das Einrichten eines Jabber-Servers ist recht unkompliziert. Nach der Installation des Pakets ejabberd kann mit dem Befehl dpkg-reconfigure ejabberd die Standard-Domain angepasst und ein Administrator-Konto erstellt werden. Beachten Sie, dass der Jabber-Server einen gültigen DNS-Namen benötigt, der auf ihn weist; daher kann im Vorfeld einige Verwaltungsarbeit am Netzwerk erforderlich sein. Die Falcot Corp. Administratoren haben hierfür jabber.falcot.com ausgesucht.
Sobald diese anfängliche Einrichtung vorüber ist, kann die Konfiguration des Dienstes über eine Web-Schnittstelle kontrolliert werden, die über http://jabber.falcot.com:5280/admin/ erreichbar ist. Der angeforderte Benutzername und das Passwort sind dieselben, die zuvor im Verlauf der anfänglichen Einrichtung eingegeben worden sind. Beachten Sie, dass der Benutzername zusammen mit der eingestellten Domain angegeben werden muss: das Konto admin wird so zu admin@jabber.falcot.com.
Die Web-Oberfläche macht das Editieren von Konfigurationsdateien unnötig, aber vereinfacht die Aufgabe nicht immer, da viele Optionen eine besondere Syntax haben, die bekannt sein muss. /usr/share/doc/ejabberd/guide.html ist deshalb eine empfehlenswerte Lektüre.

13.7.2.2. Jabber-Clients

GNOME stellt Empathy (im gleichnamigen Paket) zur Verfügung, einen minimalistischen Client, der sich in den Benachrichtigungsbereich der Arbeitsfläche (in der GNOME-Standardeinstellung in der oberen rechten Ecke) einpasst. Er unterstützt außer Jabber zahlreiche andere Sofortnachrichten-Protokolle.
KDE stellt Kopete (im Paket gleichen Namens) zur Verfügung.

13.7.3. Gemeinschaftliche Arbeit mit FusionForge

FusionForge ist ein Programm für gemeinschaftliche Entwicklungsarbeit mit einigen Anleihen bei SourceForge, einem Hostingdienst für freie Softwareprojekte. Es verwendet denselben allgemeinen Ansatz auf der Grundlage des Standardentwicklungsmodells für freie Software. Das Programm selbst hat sich weiterentwickelt, nachdem der SourceForge-Code proprietär wurde. Seine ursprünglichen Autoren, VA Software, entschieden sich, keine freien Versionen mehr zu veröffentlichen. Das Gleiche geschah ein weiteres Mal, als die erste Abspaltung (GForge) denselben Weg einschlug. Da verschiedene Personen und Organisationen an der Entwicklung beteiligt waren, enthält das jetzige FusionForge sowohl Merkmale, die einen traditionelleren Entwicklungsansatz verfolgen, als auch Projekte, die sich nicht ausschließlich mit der Entwicklung von Software befassen.
FusionForge kann als Verschmelzung mehrerer Hilfsprogramme gesehen werden, die der Verwaltung, Verfolgung und Koordinierung von Projekten dienen. Diese Hilfsprogramme können grob in drei Kategorien unterteilt werden:
  • Kommunikation: Webforen, Mailinglist-Verwalter, Ankündigungssystem zur Nachrichtenveröffentlichung eines Projekts;
  • Verfolgung: Aufgabenverfolgung zur Fortschrittskontrolle und Aufgabenterminierung, Verfolgung von Fehlern (oder Patches oder Funktionswünschen oder jeder anderen Art von „Tickets“), Erhebungen;
  • Austausch: Dokumentationsverwalter zur Bereitstellung eines einheitlichen zentralen Ortes für projektbezogene Dokumente, allgemeiner Dateiveröffentlichungsmanager, speziell jedem Projekt zugeordnete Website.
Da FusionForge hauptsächlich auf Entwicklungsprojekte abzielt, umfasst es auch zahlreiche Hilfsprogramme wie CVS, Subversion, Git, Bazaar, Darcs, Mercurial und Arch für das Quellen-Kontrollmanagement beziehungsweise das „Konfigurationsmanagement“ oder die „Versionskontrolle“ - dieser Prozess hat viele Namen. Diese Programme speichern den Verlauf aller Revisionen aller verfolgten Dateien (häufig Quellcode-Dateien) mit allen Veränderungen, die diese durchmachen, und sie können Veränderungen zusammenführen, wenn mehrere Entwickler gleichzeitig am selben Teil eines Projekts arbeiten.
Die meisten dieser Hilfsprogramme sind über eine Webschnittstelle zugänglich oder werden sogar darüber verwaltet, mit einem detaillierten Berechtigungssystem und mit E-Mail-Benachrichtigungen für einige Vorgänge.
Dummerweise war FusionForge noch im Fluß, als Wheezy eingefroren wurde. Es ist daher in der Standarddistribution Wheezy nicht enthalten und zum Zetpunkt der Entstehung dieses Buches sind noch keine Rückportierungen verfügbar; sie werden aber in naher Zukunft erwartet.