13.3. Grafische Arbeitsflächen
Das Feld der freien grafischen Arbeitsflächen wird von zwei großen Programmkollektionen dominiert: GNOME und KDE. Beide sind sehr populär. Dies ist in der Welt der freien Software ein recht seltener Fall; zum Beispiel hat der Apache-Webserver nur sehr wenige Kollegen.
Diese Vielfältigkeit hat seine Ursachen in der Vergangenheit. KDE war das erste Projekt einer grafischen Arbeitsfläche, es entschied sich jedoch, den grafischen Werkzeugsatz Qt zu verwenden, eine Entscheidung, die für viele Entwickler nicht akzeptabel war. Zu jener Zeit war Qt nämlich keine freie Software, und so wurde GNOME auf der Basis des Werkzeugsatzes GTK+ ins Leben gerufen. Qt ist inzwischen freie Software geworden, aber die Projekte haben sich nicht zusammengeschlossen, sondern sich stattdessen parallel entwickelt.
GNOME und KDE arbeiten dennoch zusammen: unter dem Schirm von FreeDesktop.org kooperieren die Projekte bei der Festlegung von Standards zur Zusammenarbeit von Anwendungen.
Die Auswahl der „besten“ grafischen Arbeitsfläche ist ein heikles Thema, dem wir lieber aus dem Wege gehen möchten. Wir werden lediglich die zahlreichen Möglichkeiten beschreiben und einige Hinweise für weitere Überlegungen geben. Die beste Wahl wird die sein, die Sie nach einigem Ausprobieren treffen werden.
Debian Wheezy enthält GNOME in der Version 3.4, das einfach mit dem Befehl apt-get install gnome
installiert werden kann (es kann auch durch Auswahl der Aufgabe „grafische Arbeitsumgebung“ installiert werden).
Bei GNOME sind seine Anstrengungen in den Bereichen Gebrauchsfreundlichkeit und Barrierefreiheit bemerkenswert. Professionelle Designer waren an der Erstellung von Standards und Empfehlungen beteiligt. Dies hat den Entwicklern geholfen, überzeugende grafische Benutzerschnittstellen zu schaffen. Das Projekt erhält Unterstützung auch von den großen Akteuren im Computerwesen, wie Intel, IBM, Oracle, Novell und natürlich verschiedenen Linux-Distributionen. Schließlich können zur Entwicklung von Anwendungen, die mit GNOME in Verbindung treten, viele verschiedene Programmiersprachen benutzt werden.
Das GNOME-Projekt hat einige Zeit zum Aufbau dieser Infrastruktur gebraucht, wodurch sich erklärt, warum die Arbeitsfläche weniger ausgereift scheint als KDE. Vor allem die Anstrengungen in den Bereichen Benutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit sind neueren Datums, und ihre Leistungen haben sich erst in den letzten Versionen der Umgebung zu zeigen begonnen.
Für Administratoren erscheint GNOME auf Masseneinsätze besser vorbereitet zu sein. Die Anwendungskonfigurierung wird von zwei Registrierungen, GSettings (der aktuelle Standard der seine Daten inDConf speichert) und GConf (dem alten in GNOME 2.x verwendeten System, das immer noch von einigen wenigen GNOME 3.x-Anwendungen verwendet wird). Diese Registrierungen können mit den Kommandozeilenprogrammen
gsettings
,
dconf
und
gconftool-2
, oder mit den grafischen Benutzerschnittstellen
dconf-editor
und
gconf-editor
abgefragt und geändert werden. Der Administrator kann daher mit einem einfachen Skript die Konfiguration für die Benutzer ändern. Die folgende Website führt alle Informationen auf, die für einen Administrator von Interesse sind, der mit der Verwaltung von GNOME-Arbeitsplatzrechnern beauftragt ist:
Debian Wheezy enthält KDE in der Version 4.8.4, das mit dem Befehl apt-get install kde-standard
installiert werden kann.
KDE hat aufgrund eines sehr pragmatischen Ansatzes eine rasante Entwicklung durchgemacht. Seine Entwickler haben schnell sehr gute Ergebnisse erzielt, wodurch sie eine große Benutzergemeinschaft aufbauen konnten. Diese Faktoren haben zur Gesamtqualität des Projekts beigetragen. KDE ist eine vollständig ausgereifte Arbeitsplatzumgebung mit einer reichen Auswahl an Anwendungen.
Seit der Veröffentlichung von Qt 4.0 gibt es das letzte verbliebene Lizenzproblem bei KDE nicht mehr. Diese Version wurde sowohl für Linux als auch für Windows unter der GPL veröffentlicht (wohingegen die Windows-Version vorher unter einer nicht-freien Lizenz veröffentlicht war). Beachten Sie, dass KDE-Anwendungen mit der Programmiersprache C++ entwickelt werden müssen.
Xfce ist eine einfache und leichtgewichtige grafische Arbeitsfläche, die hervorragend zu Rechnern mit begrenzten Ressourcen passt. Es kann mit dem Befehl apt-get install xfce4
installiert werden. Wie GNOME beruht auch Xfce auf GTK+, und mehrere Komponenten sind bei beiden Arbeitsflächen identisch.
Im Gegensatz zu GNOME und KDE zielt Xfce nicht darauf ab, ein großes Projekt zu sein. Außer den grundlegenden Komponenten einer modernen Arbeitsfläche (Dateimanager, Fenstermanager, Sitzungsmanager, einer Leiste für Anwendungsstarter und so weiter) stellt es nur einige besondere Anwendungen bereit: einen sehr leichtgewichtigen Web-Browser (Midori), eine Konsole, einen Kalender, einen Bildbetrachter, ein CD/DVD-Brennprogramm, einen Medienspieler (Parole) und eine Lautstärkensteuerung.
Ein weiterer Desktop, der in Wheezy zur Verfügung gestellt wird, ist LXDE, das besonders leichtgewichtig daherkommt. Es kann mithilfe des Metapakets lxde installiert werden.